Folgende Besonderheiten können autistische Menschen auszeichnen:
Wahrnehmung: In allen Wahrnehmungsbereichen sind häufig Besonderheiten zu beobachten. Eine unangemessene sensorische Integration ist häufig, zu meist Unterinformierung der einzelnen Körpersinne
WO BIN ICH?
Visuell: häufig ausgeprägte visuelle Fähigkeiten, kleine Veränderungen in der Umwelt, selbst Fussel / Krümel werden wahrgenommen und wirken störend
Auditiv: häufig starke Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen, bestimmten Tonlagen; hohe auditive Merkfähigkeit bei Rhythmen / Melodien, Stimmen hören
Geschmackssinn: Intensive Geschmäcker (Creme, Kleister, etc.) werden gerne probiert
Geruchssinn: oft starke Empfindlichkeit Gerüchen verschiedenster Art gegenüber, riechen viel an anderen Menschen
Gleichgewicht: Über- und Unterempfindlichkeit, Schwerkraftunsicherheiten sind zu beobachten. Bei selbstgesteuerten Aktivitäten kann schnell eine unkontrollierte Überstimulation (Überdrehtheit) auftreten. Der autistische Mensch scheint sich erst wohl zu fühlen, kommt aber später kaum wieder zur Ruhe.
Hautsinn: meist taktile Überempfindlichkeit zu beobachten, s. d. Eincremen, Duschen oft Probleme bereiten
Tiefenwahrnehmung: leichte Berührungen werden häufig als unangenehm empfunden, oft auch diffuses Schmerzempfinden zu beobachten. Bevorzugt erhalten autistische Menschen starken Körperkontakt mit völliger Umschließung des gesamten Körpers
HIER BIN ICH!
Stereotypien: Schaukelbewegungen; Drehbewegungen, ziellose Handlungen dienen der Selbststimulation auf unterschiedlichen Ebenen. Z. B. visuelle Stimulation durch in Schwingung versetzen verschiedener Gegenstände, motorische Stimulation durch Oberkörperschaukeln.
Sozialverhalten: Ein für unsere Verhältnisse normales Sozialverhalten ist nicht zu beobachten. Autistische Menschen beschäftigen sich überwiegend stereotyp mit sich selbst, können sich nicht in andere Menschen einfühlen. Die Umwelt ist sekundär. Kontaktaufnahme erfolgt meist nur zur eigenen Bedürfnisbefriedigung. Die Mitmenschen werden oft als „ausführende Organe“ von den Betroffenen eingesetzt.
Motorik: Nicht altersentsprechende motorische Entwicklung, sowohl bei der Feinmotorik, visumotorischen Kontrolle, bei motorisch anpassenden Reaktionen mit zugrunde liegender unadäquater sensorischer Integration (s. o.).
Handlungsfähigkeit: Normale alltagsrelevante Handlungen können meist nicht ausgeführt werden. Die Handlung ist häufig bekannt, nur kann die Bewegung nicht entsprechend eingeleitet und ausgeführt werden. Dem liegen keine motorischen Defizite zugrunde, jedoch ist die zentrale Steuerung der Handlungsfähigkeit beeinträchtigt. Autisten bleiben häufig mitten in ihrer Handlung stecken oder aber haben Mühe, diese überhaupt erst zu beginnen. Die Umwelt kann dem autistischen Menschen durch die geführte Bewegungseinleitung entsprechend unterstützen und seine Selbstständigkeit erweitern. (Siehe St. Galler Modell)
Sprachauffälligkeiten:
- Echolalie: Vorgesprochene Wörter oder Sätze werden wiederholt
- Iteration: Bestimmte Wörter, Satzphrasen werden ständig und auch späteren Zeitpunkten wiederholzt, ohne Situationsbezug
- Pronominale Umkehr: In Fragestellungen wird man selber mit DU benannt, ICH-Sagen wird nur sehr mühsam erlernt.
Sprachregeln zu verstehen und zu sortieren gelingt nur selten. Gelernte und gehörte Satzphrasen werden oft in einem einmal aufgenommenen Muster auf verschiedene Situationen in immer gleichen Tomfall angewandt.
Sprache dient autistischen Menschen nicht im Sinne der Kommunikation. Die größte Sprachkompetenz kann bei der eigenen Bedürfnisbefriedigung beobachtet werden.
Bei mutistischen (nicht-sprechenden Menschen) kann die Gestützte Kommunikation (FC = Facilitated communication) als Ausdrucksmöglichkeit unterstützend eingesetzt werden.
Gefühlswelt: Tagesformabhängig, häufig jedoch starke Stimmungsschwankungen. Unsere Deutung von Gefühlen, z. B.: Lachen = Fröhlich sein, ist nicht gleichbedeut mit unserer Gefühlsinterpretation. Oft treten Ängste aus nicht erkannter Unvorhersehbarkeit auf.
Auffälliges Essverhalten: Alles erdenkliche wird häufig unkontrolliert „gegessen“, fast zwanghaft ohne Sättigungsgefühl. Die Nahrungskonsistenz spielt bei den Vorlieben eine große Rolle. Einige Autisten nehmen auch überwiegend Nahrung in flüssiger Form auf.
Epileptische Anfälle treten vermehrt auf.
Aggressionen und Autoaggressionen: Hintergrund des aggressiven Verhaltens sich oder seinen Mitmenschen gegenüber kann nicht immer ausgemacht werden. Für den außenstehenden sind diese Übergriffe weitgehend nicht nach zu vollziehen. Das Verhalten kann schlagartig umschwenken zu Beißen, Kratzen und Schlagen. Insbesondere bei starken autoaggressiven Verhaltenseisen können massive Verletzungen entstehen.
Sonderleistungen:
Absolutes Tongehör (schnelles Erlernen von Melodien; musische Begabtheit)
Kalendergedächtnis (Jedes beliebige Datum kann nach wenigen Sekunden dem richtigen Wochentag zugeordnet werden).
Hinweis
Bundesverband
Hilfe für das autistische Kind
Bebelallee 141
22297 Hamburg
Tel: 040/5115604
www.autismus.de
www.thz-autismus.de
Um unsere fachliche Kompetenz zu erhöhen besuchen wir diverse Fortbildungen und Kongresse zum Thema Autismus und Asperger Syndrom.
Nach mehrjähriger praktischer Erfahrung mit autistischen Menschen können wir aus einem Pool autismusspezifischer Behandlungsverfahren schöpfen und so eine kompetente ergotherapeutische Behandlung ermöglichen.
Seid 2010 arbeiten wir regelmäßig an Frühförderprojekten des Therapiezentrums für autistische Kinder nach der AVT (autismus-spezifische Verhaltenstherapie) Methode mit und können so autistische Kinder frühzeitig, wirksam und interdiziplinär fördern.